Gesunde Bewegung

 

Evolution und Körper


Ums auf den Punkt zu bringen: regelmäßige Bewegung ist sehr wichtig – ins besondere das Gehen. Sich auf den Lorbeeren der Annehmlichkeiten der Zivilisation auszuruhen ist verkehrt.


Das Aufkommen und die Entwicklung der Verkehrsmittel, z.B. des Zuges oder des Flugzeugs haben das Fortbewegen einfacher gemacht. Im Gegenzug vergisst der Mensch, der bis vor nicht allzu langer Zeit stets zu Fuß unterwegs war, eben diese letztere Fähigkeit immer mehr.


Die Geburt der Verkehrsmittel liegt gerade mal nur ein-, zweihundert Jahre zurück. Davor jedoch, über Millionen von Jahren hinweg, bewegten wir uns zu Fuß fort. Dass sich das gewandelt hat kommt deshalb im Prinzip einem großen Einschnitt in der Menschheitsgeschichte gleich.


Die ersten Vorfahren der Menschen sollen vor einigen Millionen Jahren im heutigen Afrika zu finden gewesen sein. Damals wie heute hatten die Affen überaus starke Hände, weil sie sich stets auf Bäumen kletternd fortbewegten. Im Vergleich zu den Menschen sind jedoch ihre Beine schwächer.

Um jene Zeit herum fingen die Vorfahren der Menschen an auf ihren zwei Beinen zu gehen - bis zum heutigen Tage. Man kann daher wohl sagen, dass unsere starken Beine genau das Resultat, dieser langen Tradition des Gehens sind.


Manchmal sieht man diese Zeichnung, auf der die einzelnen Stadien der Evolution des Menschen dargestellt werden. Vom Affen auf der rechten Seite bis zum Menschen, auf der linken.


Dazwischen gibt es einige Zwischenstadien und auffällig ist, dass der Rücken mit der Zeit immer gerader wird und einhergehend gleichzeitig die Körpergröße zunimmt. Dies stellt die Millionen Jahre lange Evolution des Menschen eigentlich sehr treffend dar.


Zu Beginn soll unser Körper noch sehr klein gewesen sein, durch das stetige Gehen, heißt es, dann  aber stetig gewachsen. Auch der Kopf entwickelte sich und wir wurden intelligenter, und wie das Gehirn an Gewicht zunahm so musste es mehr und mehr durch den Körper gestützt werden. So musste das aufrechte Gehen für den Menschen die sinnvollste Art sein sich fortzubewegen.


Auch das Jagen und Suchen von Beute geschah mit aufrechten Körper. Die vom modernen Menschen geschaffenen Fahrzeuge jedoch reduzierten auf sehr natürliche aber extreme Weise diese für den Menschen überaus wichtige Gehfähigkeit und führten dazu, dass wir unsere Beine immer weniger aktiv nutzen.


Es ist durchaus normal, dass man in irgendeiner Weise schwächer wird, wenn man seine  Muskeln oder auch andere Sachen nicht mehr nutzt. Selbst Maschinen halten sich länger, wenn man sie jeden Tag in Maßen nutzt, statt sie über lange Zeit gar nicht anzurühren. Deswegen ist es einfach falsch, wenn etwas, das dafür konzipiert war sich zu bewegen,  dies nicht tut.

Das Herz des Menschen ist im Vergleich zu allen Tieren (außer dem Känguru) an einer sehr hohen Stelle im Körper gelegen und pumpt von dort aus über die Arterien das Blut durch den ganzen Körper.


Das Blut bis herunter zu den Zehen zu befördern ist durch die Unterstützung der Schwerkraft ein Leichtes, aber es bedarf dann umgekehrt auch eines Wirkens gegen die Schwerkraft damit Blut zurück durch die Venen bis zum Herz gelangen kann.


Die Venen verfügen deshalb an einigen Stellen über Venenklappen. Diese sorgen dafür dass das Blut jeweils nur in eine Richtung fließen kann und schaffen so die Voraussetzung dafür, dass das Blut wieder zurück zum Herz finden kann. Kann man nicht auch sagen, dass diese Venenklappen ein Ergebnis der Evolution sind?


Wenn der Mensch sich angemessen bewegt, so kommen auch die Muskeln in Bewegung. Durch das zusammenziehen und entspannen der Muskeln entwickelt der durch die Venenklappen abgetrennte Teil der Blutkörperchen eine Art Pumpenfunktion, welche das Befördern des Blutes zurück zum Herz unterstützt.

Die angenehmsten Körperstellungen für den Menschen sind in Reihenfolge: Liegen, Sitzen, Stehen.  Das hat schlichtweg mit dem Vorhandensein der Schwerkraft zu tun.  


Und so ist es auch klar, dass der Mensch, wenn er erkrankt ist, es nicht mehr im Stehen aushalten kann und sich hinlegen muss – einfach weil dies am angenehmsten für den Körper ist.


Obwohl diese Schwerkraft, die die Dinge um uns herum zu Boden fallen lässt, so stark ist, wird deren Existenz im Alltag gerne vergessen. Man braucht nur von geringer Höhe zu fallen und es tut weh. Diese Kraft wirkt tagtäglich 24 Stunden lang auf unseren Körper.


Sie wirkt auch auf das Blut, welches sich innerhalb der Venen fortbewegt. Aus diesem Grund haben sich im Verlauf der der Evolutionsstadien vom Affen hin zum Menschen jene Venenklappen gebildet.


Insbesondere in den Gliedmaßen sind jene Venenklappen vorzufinden, nicht aber in Kopfregion oder bei den Organen. Denn ihre Funktion wird vor allem an den Stellen benötigt, die weit entfernt vom Herzen liegen.


Vom Herzen aus gesehen hängen Arme und Beine nach unten (außer beim Schlafen) und so ist die Pumpenfunktion, welche über die Venenklappen geregelt wird, überaus wichtig.


Wie gut das Blut innerhalb des Blutkreislaufs zirkuliert ist jedoch zwischen den Leuten, die sich wenig bewegen und denjenigen, die sich um viel Bewegung bemühen, sehr unterschiedlich.


Ein gut funktionierender Kreislauf ist für die Gesundheit sehr wichtig, so z. B. für die Genesung von Krankheiten, da das Blut die Nährwerte, Abwehrstoffe, Sauerstoff, Wasser und Abfallstoffe für uns befördert.


Und so hat es natürlich einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit, ob dieser Kreislauf reibungslos zirkulieren kann oder eben auch nicht.

Nicht nur der Blut- und Wasserkreislauf innerhalb unseres Körpers ist so konzipiert, dass er stets in Bewegung sein muss, nein,  es scheint, dass stetige Bewegung allgemein für das Leben auf dieser Welt unabdingbar ist.


Es ist ja beispielsweise auch so, dass Wasser, wenn man es keiner Strömung aussetzt und einfach so stehen lässt, mit der Zeit trüb und dreckig wird. Wenn man es aber über eine Pumpe in einen Kreislauf versetzt, also in stetiger Bewegung hält, so bleibt es erstaunlicherweise klar und sauber – Ein Fakt der in der Welt der Aquarien sehr bekannt ist.


Zusätzlich noch: je schneller die Strömung, desto effektiver ist das Ganze. Auch für den menschlichen Körper ist es besser, wenn das Blut nicht nur stets in Bewegung ist, sondern je reibungsloser der Transport von Nähr- und Abwehrstoffe im Körper von statten geht.

Man sagt, dass es gesund sei ein Bad zu nehmen, weil das Baden in heißem Wasser den Brutkreislauf anrege. Das Ergebnis einer vergleichenden Studie über a) Personen die stets nur duschen gehen und  b) Personen, die regelmäßig baden: Es gibt einen deutlichen Unterschied in der Zahl der Lymphozyten im Blut zwischen a) und b).


Bei Ersteren beläuft sich die Zahl der Lymphozyten pro Mikroliter Blut auf im Durchschnitt 1900 Lymphozyten, bei Letzteren ist die Zahl höher und beläuft sich auf 2200 Lymphozyten.


Weil diese Lymphozyten ein Teil des Abwehrsystems des Körpers sind und vor Bakterien und Feinden von außen schützen, ist es offensichtlich besser viele von ihnen zu haben statt wenige. 


Nicht nur der Blutkreislauf ist wichtig für den Körper sondern auch Vibration. Nach einem Knochenbruch zum Beispiel hilft eine spezielle Form der Vibration dem Prozess der Knochenbindung eher zu beschleunigen als Bettruhe es tun würde.


Auch als der japanische Baseball-Profi Matsui aus der Major-League sich einen Knochenbruch zuzog, hat ihm jene Behandlungsmethode  dabei geholfen wieder schneller einsatzbereit zu sein. 


Übrigens sind die Knochen von Astronauten, auf die ja keine Schwerkraft wirkt und die keinen Kontakt zur Erdoberfläche haben, bei ihrer Rückkehr zu letzterer stets erheblich schwächer geworden.


Das gleiche gilt auch beim Schwimmen und ist dessen einziger Nachteil: Weil man keinen Kontakt zur Erdoberfläche hat, können die Knochen nicht gestärkt werden.  So kann man an vielen Dingen erkennen, dass Stillstand zu Verfall und damit zu nichts gutem führt.


Für die Lebewesen, die auf der Erde geboren wurden und sich auf ihr weiterentwickelten, scheint es also notwendig zu sein die Zeit, die sie im Stillstand verbringen, möglichst gering zu halten, und stattdessen stets in Bewegung zu sein sowie sich stetig sich zu verändern.


So hört man denn häufig auch von Leuten, die sich über Rückenschmerzen beklagten, dass diese verheilten nach dem sie das vor ihren Ärzten empfohlene „Walking“ zu praktizieren begannen.


Dabei ist es eigentlich falsch zu sagen dass die Rückenschmerzen durch „Walking“ verheilten. Eigentlich müsste man sagen, dass die Rückenschmerzen erst dadurch entstehen, dass wir das für den menschlichen Körper unabdingbare Gehen vernachlässigen.


Gerade weil wir durch „Walking“ zu der für den Menschen normalen Bewegung zurückkehren, können die Rückenschmerzen verheilen.


Legen wir nicht häufig sogar aufgrund der Tatsache, dass wir uns an das Autofahren gewöhnt haben,  die Strecken mit dem Auto zurück, die wir eigentlich problemlos zu Fuß gehen könnten?

Und nehmen wir nicht unbewusst schon oft den Aufzug, obwohl wir nur ein, zwei Stockwerke hochmüssen?


Ist es nicht auf einen Blick ersichtlich, dass die Beine des Menschen nicht zum Sitzen, sondern Gehen sind?


Ein Stuhl ist freilich zum Sitzen da, aber der Körper des Menschen ist es nicht sondern dafür gedacht sich zu bewegen. Sitzen tut man nur der Erholung wegen.


Man kommt wohl nicht drum herum zu sagen, dass nicht nur die Rückenschmerzen, sondern auch die Schulterschmerzen im Alter, ja, die Schmerzen, die man auch sonst am Körper verspüren mag, zu großen Teilen ihre Ursache im Mangel an Bewegung haben.


Auch die Arme soll man natürlich bewegen. Man kann sie nach vorne, hinten, zur Seite, nach oben und unten – in alle möglichen Richtungen bewegen. Die Gelenke und die Muskulatur des Körpers befähigen uns dazu.


Sitzt man den ganzen Tag nur am Schreibtisch und bedient die Computer Tastatur ohne die Arme vernünftig zu bewegen, so ist es nur natürlich, dass sie mit der Zeit schwächer werden.


Die Meisten wissen, dass wenn die Stuhlhöhe nicht dem Tisch angepasst ist, man dazu neigt die Ellenbögen auf den Tisch zu legen wodurch der Nacken dann verspannt. Das liegt schlichtweg daran, dass diese Sitzposition sehr unnatürlich ist.


Die Folge von Stillstand ist Verfall – so verhält es sich nicht nur beim Wasser. Für den Körper und auch für Unternehmen gilt dasselbe. Sich jeden Tag ordentlich zu bewegen, z. B. zu gehen oder auch zu „walken“, sowie Radiogymnastik zu machen ist nicht nur gut für den Körper, es ist etwas absolut notwendiges.


So heißt es im Volksmund auch „wer rastet, der rostet!“.  In Japan hört man so in letzter Zeit häufig von dem „Disuse-Syndrom“ – Was man nicht nutzt, das verfällt.


Bemüht man seine Muskeln nicht, werden sie stets schwächer. Wenn wir die Gelenke nicht fordern, geht unsere Beweglichkeit zurück. Schließlich auch: wenn wir unseren Kopf nicht nutzten, verblöden wir und im Alter erreicht uns die Demenz…Es scheint, dass in dieser Welt die folgenden natürlichen Prinzipien gültig zu sein:


1)      Bewegung, Wandel, Strömung   =  Neuheit & Reinheit =  Gut

2)      Stillstand  =  Verfall  =  Schlecht

Weil der menschliche Körper dafür konzipiert wurde sich zu bewegen, sollte man um der Gesundheit willen jeden Tag regelmäßig ein paar Meter gehen. Wie viel Bewegung der Körper bedarf, teilt er uns sogar mit.


Anfangs braucht man es nicht zu übertreiben und es reicht wohl wenn man ein-, zweimal in der Woche 1-2 km zurücklegt.


Es gibt da zwar große individuelle Unterschiede, aber mit der Zeit kann man die wöchentliche Frequenz erhöhen und/oder die Strecke verlängern, bis man eine Kombination gefunden hat die zu einem passt – das ist die Idealvorstellung.


Wenn man die Frequenz erhöht oder eine längere Strecke ausprobiert,  gibt einem der Körper durch Muskelkater und Erschöpfung zu verstehen, dass es möglicherweise zu viel war.


Beim nächsten Mal schraubt man die Belastung dann ein wenig runter usw. Aber der Körper birgt ein erstaunliches Potenzial. Zu Beginn wird man nach nur geringer Belastung schon sehr erschöpft sein.


Mit der Zeit gewöhnt sich der Körper jedoch an die Belastung und man ist so in der Lage die eigene Frequenz und die Strecke stetig neu herauszufordern.


Aller Anfang ist schwer – und so darf man nicht erwarten, dass man nach wenigen Tagen schon die großen Erfolge erzielen kann. Man sollte zu Beginn nicht zu viel wollen. Das führt im Gegenteil eher dazu, dass die Leute nach ein paar Tagen wieder aufgeben.


Damit man Spaß an der Sache hat und die nötige Motivation findet, ist es wichtig sein eigenes Tempo zu finden. Häufig reicht es auch die Ansprüche eher noch geringer zu halten.


Auf seinen Körper zu hören ist wichtig – er teilt uns mit, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Sei es wenn wir ihn zu wenig beanspruchen, sodass wir schmerzen empfinden oder unsere Beweglichkeit nachlässt.


Oder sei es durch Krämpfe oder Schwellungen, wenn wir ihn zu sehr fordern. Lasst uns nach mehr Bewegung streben  und dabei dieser ehrlichen Stimme unseres Körpers folgen.


Bei denjenigen, die nur wenig Zeit entbehren können wird es wohl eher auf Joggen statt auf „Walking“ hinauslaufen. Eigentlich ist letzteres aber eher zu empfehlen.


„Walking“ bedeutet ja nicht, dass man langsam geht, sondern möglichst zügig und in großen Schritten. Dadurch erwärmt sich der Körper und der Kreislauf wird angekurbelt. Der Blutkreislauf wird gefördert und durchs Schwitzen zirkuliert Wasser durch den Körper.

Zur Radiogymnastik lässt sich sagen, dass das Konzept über die Jahre mehrmals verbessert worden ist und es soll eine sehr gut durchdachte Möglichkeit sein, seinen tätlichen Bewegungsbedarf abzudecken.


Ursprünglich stammt die Idee aus Amerika. Durch staatliche Förderung wurde das Konzept verbreitet, sodass jeden Morgen eine Radiogymnastik-Sendung angeboten wurde.


Statistisch gesehen konnten in Firmen auf diese Weise Fehlstunden aufgrund von Krankheit gesenkt werden. Deshalb integrierten viele Unternehmen dieses Konzept.


Auf Youtube finden Sie entsprechende Videobeiträge, die das Konzept der Radiogymnastik aufgreifen. Ich empfehle jeweils morgens und nachmittags auf Basis derer ein kurzes Gymnastikprogramm durchzuführen – das ist gut gegen Rücken- und Schulterbeschwerden. 


In meiner Fima wird um 11 Uhr und um 15 Uhr jeweils ein kurzes Training abgehalten. Am wichtigsten jedoch ist es sein Schicksal nicht in die Hände der Bequemlichkeiten des zivilisatorischen Fortschritts zu legen. 


Stattdessen gilt es ohne sich zu genieren möglichst viel zu gehen und seinem Körper Bewegung zu verschaffen. Nur weil es manchmal lästig ist, sollte einen das nicht davon abhalten sich gewissenhaft zu bewegen.


Vieles von dem wussten Sie mit Sicherheit bereits. Es geht auch nicht unbedingt darum, dass ich Ihnen von meinen positiven Erfahrungen erzählen möchte, sondern eher darum, dass ich das was ich mir täglich einrede und vornehme zu Papier bringe und auf diese Weise meine guten Vorsätze am aufrechterhalten kann.


Ausführliche Erklärungen Zum Thema Radiogymnastik finden Sie in der Datei unten (auf Japanisch).

 

ラジオ体操の詳しい説明 致知2012年7月号より
Radio Taiso.jpg
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